02.19._Erste Hilfe Bruneck (1)

Ers­te Hil­fe: Ver­ant­wor­tung wird abgeschoben

Ein Pati­ent kommt mit star­ken Rücken­schmer­zen in die Not­auf­nah­me. In der Tria­ge wird er als grü­ner Kodex ein­ge­stuft, da kei­ne Vital­funk­tio­nen beein­träch­tigt sind. Es wird ihm mit­ge­teilt, dass die Leis­tung auch der Basis­me­di­zi­ner erbrin­gen kann und somit sein Besuch in der Not­auf­nah­me nicht gerecht­fer­tigt und kos­ten­pflich­tig sei. Der Pati­ent ver­zich­tet, geht wie­der nach Hau­se. Spä­ter stellt sich her­aus, dass die Schmer­zen ein Hin­weis auf eines dis­se­zie­ren­den Aor­ten-Aneu­rys­mas oder einer aku­ten Bauch­spei­chel­drü­sen­ent­zün­dung mit ent­spre­chen­den Kom­pli­ka­tio­nen waren.

Eine Pati­en­tin mit Ohren­schmer­zen sucht die Ers­te Hil­fe auf. Lan­des­rat Wid­mann nennt die Not­auf­nah­me in den Dolo­mi­ten vom 13.06.2019 eine “nicht geeig­ne­te Ver­sor­gungs­stel­le” für Ohren­schmer­zen. Die Pati­en­tin geht wie­der nach Hau­se und hat dann eine eit­ri­ge Mit­tel­ohr­ent­zün­dung mit Kom­pli­ka­tio­nen wie eine eit­ri­ge Hirn­haut­ent­zün­dung oder eine Knocheneiterung.

 

“Ist das die Vor­stel­lung des Süd­ti­ro­ler Sani­täts­be­trie­bes inklu­si­ve Gesund­heits­lan­des­rat von einer pati­en­ten­ori­en­tier­ten Gesund­heits­ver­sor­gung?, fragt sich Franz Plo­ner, Land­tags­ab­ge­ord­ne­ter des Team Köl­len­sper­ger. “Wenn Bürger/innen ärzt­li­che Hil­fe oder Rat benö­ti­gen und kein haus­ärzt­li­cher und/oder fach­ärzt­lich kon­ven­tio­nier­ter Bereit­schafts­dienst vor­han­den ist, wo sol­len sie hin?”, hakt auch Abge­ord­ne­te Maria Eli­sa­beth Rie­der nach.

Weder Patient/innen noch Krankenpfleger/innen kön­nen vali­de Dia­gno­sen stel­len und von vor­ne her­ein wis­sen, wohin sie sich wen­den müs­sen.  Die Krankenpfleger/innen in der Tria­ge ord­nen nach not­fall­me­di­zi­nisch aus­ge­ar­bei­te­ten Stan­dards Sym­pto­me dem Kodex­sys­tem mit Behand­lungs­prio­ri­tät zu. Zudem erlaubt der deon­to­lo­gi­sche Kodex der Pfle­ge nicht, kli­ni­sche Dia­gno­sen zu stel­len. Die­se kön­nen nur von einem Arzt gestellt werden. 

Aus die­sem Grund stel­len Maria Eli­sa­beth Rie­der und Franz Plo­ner die vor­ge­se­he­ne Kos­ten­be­tei­li­gung in der Ers­ten Hil­fe, die ja nichts Neu­es sei, in Fra­ge. Bereits seit Jah­ren kön­nen von den Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten in der Not­auf­nah­me für nicht drin­gen­de oder nicht gerecht­fer­tig­te Fäl­le 50 € kas­siert wer­den. “In der Pra­xis habe sich gezeigt, dass dies schwer  anwend­bar sei, denn oft sei­en Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten mit den Ers­te Hil­fe Leis­tun­gen nicht ein­ver­stan­den und es kom­me zu Rekur­sen gegen die Ver­wal­tung bzw. die Ver­ant­wort­li­chen der Ers­te Hil­fe Sta­ti­on mit der Fol­ge der schrift­li­chen Recht­fer­ti­gung der Behand­ler und all den büro­kra­ti­schen und mensch­li­chen Unan­nehm­lich­kei­ten”meint Franz Plo­ner. Dazu kom­me, dass die Ver­ant­wor­tung der Beur­tei­lung einer Dring­lich­keit weder Pfleger/innen noch Patient/innen über­tra­gen wer­den kön­ne. Die­se vor­ge­se­he­nen Maß­nah­men wer­den mit Sicher­heit nicht das Pro­blem der Über­las­tun­gen und der lan­gen War­te­zei­ten in den Ers­te Hil­fe Sta­tio­nen lösen, son­dern wer­den eher zu zusätz­li­cher Unsi­cher­heit und Ärger führen.

“Die aktu­el­le Situa­ti­on wird sich nicht durch eine wei­te­re Art der Ticket­be­tei­li­gung bes­sern. Wenn der Lan­des­rat “erzie­hen und nicht stra­fen” will, brau­chen die Bür­ge­rIn­nen Klar­heit dar­über, wohin sie sich wen­den kön­nen. Es muss sicher­ge­stellt wer­den, dass rund um die Uhr im gan­zen Land medi­zi­ni­sche Anlauf­stel­len mit erfah­re­nen Ärz­ten und/oder den  zustän­di­gen Basisärz­ten der Bevöl­ke­rung zur Ver­fü­gung ste­hen”, stel­len Plo­ner und Rie­der abschlie­ßend fest.

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