Schu­le neu den­ken — jetzt!

Vie­le sagen, dass es nach dem Ende der Kri­se eine ganz ande­re Schu­le geben wird, als vor dem Aus­bruch der Pan­de­mie. Schon lan­ge vor dem Aus­bruch der Kri­se hat­te es nicht an Stim­men gefehlt, die eine ganz ande­re Schu­le ver­lang­ten. „Wie anders“ soll die Schu­le nach der Kri­se sein, anders als die „alte“ Schu­le vor der Kri­se oder anders als die „ande­re“ Schu­le, die vie­le schon ange­dacht und ver­langt hat­ten? Auch das Team K setzt sich mit die­sen The­men aus­ein­an­der. Der­zeit steht aber im Vor­der­grund, wie ein gere­gel­ter Schul­be­trieb im Herbst funk­tio­nie­ren kann und wer wel­che Auf­ga­ben dafür über­neh­men muss.

Das “Recht auf Bil­dung” ist in der Kin­der­rechts­kon­ven­ti­on der Ver­ein­ten Natio­nen in Arti­kel 28 ver­an­kert. Die Ver­trags­staa­ten ver­pflich­ten sich damit, Kin­dern und Jugend­li­chen glei­che Bil­dungs­chan­cen. “Kin­der und Jugend­li­che haben das Recht, die Schu­le zu besu­chen, in der Schu­le zu ler­nen und ihren Talen­ten und Fähig­kei­ten ent­spre­chend geför­dert wer­den. Kin­der und Jugend­li­che erle­ben in der Schu­le eine Gemein­schaft, die für die emo­tio­na­le Bil­dung und Sozi­al­kom­pe­tenz not­wen­dig ist”, meint Fran­ce­s­ca Schir.

Die Vor­schlä­ge der Bil­dungs­di­rek­ti­on zum Schul­start im Herbst beru­fen sich zwar auf das Recht auf Bil­dung und Chan­cen­gleich­heit für alle, jedoch wird kei­ne Rück­sicht auf unter­schied­li­che Rea­li­tä­ten vor Ort genom­men. “Die räum­li­che und per­so­nel­le Aus­stat­tung, sowie die Schü­ler­zah­len und Bedin­gun­gen vari­ie­ren von Schu­le zu Schu­le. Sehr vie­le Bil­dungs­ein­rich­tun­gen auf dem Land berich­ten, dass sie abso­lut in der Lage wären, gere­gel­ten Unter­richt unter Ein­hal­tung der Abstands- und Sicher­heits­re­geln zu gewähr­leis­ten”, berich­tet die Abge­ord­ne­te Maria Eli­sa­beth Rie­der. Soll­ten Schu­len nicht aus­rei­chen­de räum­li­che Mög­lich­kei­ten haben, sind Land und Gemein­den gefor­dert, die­se zu suchen, gege­be­nen­falls zu finan­zie­ren und bereit­zu­stel­len. Aus die­sem Grund ist es völ­lig inak­zep­ta­bel, mit einem gene­rel­len Beschluss ALLEN Schu­len im Land eine Redu­zie­rung des Unter­richts vorzuschreiben.

Die Mona­te im Fern­un­ter­richt haben Lücken im Sys­tem auf­ge­zeigt, die es zu schlie­ßen gilt. Weni­ge Schu­len waren auf digi­ta­len Unter­richt vor­be­rei­tet, es man­gel­te an Lern­platt­for­men und digi­ta­len Kom­pe­ten­zen der Lehr­per­so­nen, ganz zu schwei­gen von der digi­ta­len Infra­struk­tur der Schü­le­rin­nen und Schü­ler. “Vor Schul­be­ginn im Herbst wäre Aus- und Wei­ter­bil­dung der Lehr­per­so­nen im Kom­mu­ni­ka­ti­ons- und Infor­ma­ti­ons­be­reich drin­gend not­wen­dig, nicht nur um für einen mög­li­chen zwei­ten Lock­down gerüs­tet zu sein, son­dern auch um den Schü­le­rin­nen und Schü­lern die Kom­pe­ten­zen zu ver­mit­teln, die seit Jah­ren in den Rah­men­richt­li­ni­en vor­ge­se­hen sind. Bei allen Lehr-Lern-Model­len müs­sen die Ler­nen­den im Zen­trum ste­hen”, so Abge­ord­ne­ter Alex Plo­ner

Das Team K for­dert die Ein­rich­tung von ver­netz­ba­ren Lern­platt­for­men an allen Schu­len, sowie die Bereit­stel­lung der Unter­richts­ma­te­ria­li­en auf den Platt­for­men. Neben den Schul­bü­chern als Leih­ga­be muss den Schü­le­rin­nen und Schü­lern auch auch die digi­ta­le Infra­struk­tur leih­wei­se zur Ver­fü­gung gestellt wer­den. Den Schu­len sind kurz­fris­tig die Mit­tel zur Ver­fü­gung zu stel­len, um das zu erreichen.

Beson­ders kri­tisch sieht das Team K die vor­ge­se­he­ne Redu­zie­rung der Unter­richts­zeit von ca. 30% in der Grund­schu­le, 20% in der Mit­tel­schu­le und 10% in der Ober­schu­le. “Nach drei Mona­ten Fern­un­ter­richt ist eine Redu­zie­rung der Unter­richts­zeit abso­lut inak­zep­ta­bel und geht zu Las­ten der Ler­nen­den. Es ent­steht ein Lern­rück­stand, der nur schwer auf­ge­holt wer­den kann”, sagt Plo­ner. Kin­der ler­nen auf unter­schied­li­che Art und Wei­se und in unter­schied­li­chen Geschwin­dig­kei­ten. “Fle­xi­ble Ein- und Aus­gangs­zei­ten kom­men den unter­schied­li­chen Rhyth­men der Kin­der zugu­te und sind grund­sätz­lich zu begrü­ßen”, fin­det Schir, “dass dies aber gemein­sam mit der Redu­zie­rung der Unter­richts­zeit geschieht ist nicht tragbar.”

“Viel­leicht haben vie­le Lehr­per­so­nen und Eltern Gedan­ken die­ser Art, Vor­stel­lun­gen, Wün­sche, die sie mit sich tra­gen ohne je an ihre Rea­li­sie­rung gedacht zu haben”, glaubt Rie­der. Jetzt ist der Moment gekom­men, die­se Gedan­ken mit ande­ren zu tei­len. Und viel­leicht sind es gera­de die uner­füll­ten Wün­sche, die nicht ver­öf­fent­lich­ten Gedan­ken und die unaus­ge­spro­che­nen Bei­trä­ge zur öffent­li­chen Dis­kus­si­on, die jetzt beim Nach­den­ken über Lösungs­ver­su­che der pre­kä­ren Situa­ti­on der Schu­le in der Post-Lock­down-Pha­se drin­gend not­wen­dig gewor­den sind.

“All dies ist nicht gesche­hen. Der Som­mer hat begon­nen und Infor­ma­tio­nen über die inhalt­li­chen Vor­be­rei­tun­gen für das kom­men­de Schul­jahr an die Ler­nen­den und ihre Eltern sind sehr vage und müs­sen drin­gend kon­kret wer­den”, schlie­ßen Rie­der, Schir und Plo­ner für das Team K.

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