Montag, 09.03.
So wie jeden Montagmorgen bin ich unterwegs nach Bozen in den Landtag, und so wie jeden Montag, kommt auch Paul Köllensperger in sein Büro. Allerdings nur kurz. Er ist erkältet, fühlt sich nicht besonders und hält zu allem größtmöglichen Abstand. Früher als sonst, trete ich nach einigen Stunden Arbeit am Nachmittag meine Heimfahrt an.
Dienstag, 10.03.
Paul informiert mich über den positiven Ausgang seines Covid-19 Tests und teilt mir mit, dass ich auf der von ihm erstellten Liste der engen Kontaktpersonen stehe. Der Sanitätsbetrieb werde mich kontaktieren sagt er. Ich begebe mich schon vorab in freiwillige Quarantäne und verlasse das Haus nicht mehr. Bereits an diesem Tag merke ich, dass eine Verkühlung im Anzug ist mit Niesen, Hals- und Kopfschmerzen, aber ich habe kein Fieber.
Donnerstag, 12.03. morgens
Ich bekomme einen Anruf vom Dienst für Hygiene Bozen, und werde jetzt offiziell darüber informiert, dass ich für die kommenden zwei Wochen unter Quarantäne stehen und täglich um 9 und um 18 Uhr Fieber messen soll.
Donnerstag, 12.03. abends
Meine Verkühlung wird schlimmer, gegen Abend habe ich 38,5° Fieber. Ich bin leicht besorgt und versuche meine Hausärztin zu erreichen. Erfolglos, aber das liegt an der späten Uhrzeit. Da ich mich in dieser Zeit der Quarantäne allein in meiner Wohnung aufhalte, rufe ich die Grüne Nummer an, schildere meine Situation einem Mitarbeiter und werde eine halbe Stunde später von einer Ärztin zurückgerufen. Sie beruhigt mich und teilt mir mit, dass ich mich an meine Hausärztin oder-nachdem ich schon auf einer Liste von Kontaktpersonen stehe-an den Dienst für Hygiene wenden soll.
Freitag, 13.03.
Mein Fieber liegt immer noch über 38°, mein Hals und Kopf schmerzen. Ich werde zusehends nervöser, und gehe von der mir bekannten Information aus, dass Menschen, die mit positiv Getesteten in Kontakt waren und symptomatisch sind, zeitnah getestet werden. So wie angeraten, versuche ich wieder mehrfach meine Hausärztin zu erreichen, immer besetzt. Also rufe ich beim Dienst für Hygiene in Bruneck an. Dort scheine ich auf keiner Liste auf, sie können mir nicht weiterhelfen. Ich solle in Bozen nachfragen, doch auch dort bleiben alle meine Versuche jemanden zu erreichen, erfolglos. Ich rufe wieder in Bruneck an, und die Mitarbeiterin dort verspricht mir in Bozen nachzufragen.
Am Nachmittag kündigt sich dann ein Mitarbeiter des Sprengels Bruneck an, und ich werde getestet. Er nimmt meine Kontaktdaten, Telefon und E‑Mailadresse auf und teilt mir mit, dass ich am nächsten Tag über das Ergebnis informiert werde solle, es kann aber auch etwas länger dauern.
Samstag, 14.03.
Mit Fieber und Beschwerden warte ich auf mein Testergebnis. Am Abend erreicht mich ein Kontrollanruf des Hygienedienstes Bruneck, mit der Frage, ob ich noch Fieber habe. Ja, habe ich. Zu meinem Testergebnis können sie mir keine Auskunft geben, dieser Anruf muss aus Bozen kommen.
Sonntag, 15.03.
Es geht mir etwas besser, das Fieber sinkt, die Beschwerden lassen etwas nach. Mein Testergebnis ist ausständig.
Montag, 16.03.
Anruf vom Sprengel Bruneck: Ein Mitarbeiter kündigt sich zum zweiten Kontrolltest an. Auf die Frage nach meinem Ergebnis aus dem ersten Test, bekomme ich keine Auskunft, nur den Hinweis, dass mein Name bei ihm auf der Liste der negativ Getesteten stehe, was darauf schließen lasse, dass der erste Test wohl negativ sei.
Dienstag, 17.03. – Montag, 23.03.
Ich erhole mich und fühle mich täglich etwas fitter. Jeden zweiten Tag werde ich von einem Mitarbeiter des Sprengels Bruneck angerufen und nach meiner Temperatur gefragt. Das Ergebnis meiner Tests kenne er nicht und könne mir dazu keine Auskunft geben, lässt er mich wissen. Diese Information muss aus Bozen kommen. Obwohl es mir besser geht, bin ich nach wie vor verunsichert. Also rufe ich erneut die verschiedenen Kontaktnummern durch, bis ich irgendwann von einer Ärztin der Covid-Ambulanz in Bruneck die Auskunft erhalte, dass mein zweiter Test negativ ist. Vom eigentlich zuständigen Dienst für Hygiene in Bozen habe ich bis heute keinen Anruf, keine Mail-nichts erhalten.
Montag, 23.03.
Nach meinen Berechnungen der letzte Tag meiner Quarantäne. Nicht, dass das so viel ändern würde, nein, wir sitzen alle im selben Boot, aber ich könnte ab morgen meinen Einkauf selbst erledigen, und wäre nicht auf Hilfe angewiesen.
Dienstag, 24.03.
Quarantäne vorbei? Ja oder Nein? Mein E‑Mail-Postfach ist diesbezüglich leer und beim Dienst für Hygiene kann man mir die Frage nicht beantworten, da sie keine Dateneinsicht haben. Ich solle in Bozen anrufen. Das tue ich und werde von der mir antwortenden Dame höchst unfreundlich darauf hingewiesen, dass Bruneck zuständig sei. Nach einigem Hin und Her, rückt sie eine andere Telefonnummer raus unter der sich niemand meldet. Eine halbe Stunde später geht ein Rückruf von dieser Nummer ein, und man teilt mir mit, dass die Prozedur jetzt neu gestartet sei. Die Bestätigung über die Aufhebung der Quarantäne werde mich per Mail erreichen, und das könne dauern, da man mit den Mitteilungen im Rückstand sei. In jedem Fall ist meine Quarantäne erst aufgehoben, sobald ich diese offizielle Mitteilung in Händen halte. Ich rufe meinen Bruder an, und bitte ihn, für mich einzukaufen.
To be continued…
Das Tagebuch macht deutlich, dass keine klaren Informationen gegeben werden und die Bürgerinnen und Bürger in Unsicherheit gelassen werden. Im beschriebenen Fall gab es NIE eine schriftliche Mitteilung vom Sanitätsbetrieb. Von verschiedenen Seiten wurde uns über unterschiedliche Vorgangsweisen, Vorgaben und Informationswege berichtet. Zudem wissen wir, dass teilweise vier oder mehr Tage vergehen bis Betroffene kontaktiert und eventuell getestet werden oder die Ergebnisse der Testungen erhalten und sowohl die Anweisungen als auch die Informationsketten sehr unterschiedlich sind. Ebenso wird das Ende der Quarantäne teils gar nicht kommuniziert. Es wäre allerdings sehr wichtig, gerade Personen mit positivem Testergebnis und Personen, die Kontakt mit einem Infizierten hatten, genauestens über die Vorgehensweise und die Verhaltensrichtlinien zu informieren. Dass dies anscheinend nicht geschieht, ist verwunderlich, da für jeden dieser Fälle sicherlich einheitliche Prozeduren und Prozessabläufe festgelegt wurden.
- Was sehen die einheitlichen Prozessprotokolle für folgende Personengruppen aus: a) BürgerInnen mit positivem CoVid19-Test, BürgerInnen, die mit positiv getesteten Personen in Kontakt waren und Symptome haben; b) BürgerInnen, die mit positiv getesteten Personen in Kontakt waren und keine Symptome haben; c) Personal in Sanitäts- und Pflegeeinrichtungen?
- Wie werden die Menschen informiert? Welche Kommunikationskanäle werden dafür genutzt?
- Warum werden diese Abläufe nicht auch über Pressekonferenzen und Medien erklärt, damit die Bürgerinnen und Bürger informiert sind, wie der Prozess nach einem Infiziertenkontakt oder positivem Test abläuft?