Für viele Eltern beginnt bereits im Januar die Suche nach geeigneter Sommerbetreuung für ihre Kinder. Die Anmeldungen für die Angebote der Sommerbetreuung starten. In den verschiedenen Gemeinden Südtirols werden vielseitige Sommerbetreuungsprojekte angeboten. Allerdings reichen die Plätze für Kindergarten- und Schulkinder oft nicht aus, damit wird der Sommer für viel berufstätige Eltern alljährlich zur großen Herausforderung, denn auch während des Sommers haben viele Eltern berufliche Verpflichtungen.
Die Teilnahme an Sommerbetreuung oder anderen betreuten Aktivitäten ist mit zusätzlichen Kosten verbunden, die sich nicht alle Eltern leisten können. Eltern möchten jedoch sicherstellen, dass ihre Kinder gut betreut werden, während sie ihren Verpflichtungen nachkommen. Kinder benötigen Kontinuität und Eltern benötigen Planungssicherheit — sowohl im Kindergarten als auch in der Schule und während der Sommerbetreuung. Nur so kann die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährleistet werden. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein viel diskutiertes gesellschaftspolitisches Thema.
Hintergrund
Im Jahr 2018 gab es in 24 Gemeinden insgesamt 24 Sommerkindergärten mit 53 Abteilungen, größtenteils über 6 bis 7 Wochen. 2019 blieb das Angebot in etwa gleich. Die Coronapandemie erschwerte die Situation zusätzlich, und im Sommer 2020 wurde der Sommerkindergarten abgeschafft. Seitdem liegt die Organisation der Kinderbetreuung allein in der Verantwortung der Gemeinden und privaten Trägerorganisationen, wobei finanzielle Unterstützung vom Land kommt. Im Jahr 2023 unterstützte die Familienagentur 498 Projekte mit 17 Millionen Euro.
Die Südtiroler Familienstudie von 2021 zeigt, dass etwa 70% der Familien bei der Kinderbetreuung auf die Hilfe der Großeltern angewiesen sind. Die größten Schwierigkeiten ergeben sich im Sommer (32%), während der Ferien (22%) und am Nachmittag nach der Schule (16%). Die Forderung nach erweiterten Betreuungszeiten und einer besseren Unterstützung während der Schulferien ist daher verständlich.
Lösungsansätze
Die Allianz für Familie fordert schon lange ein familiengerechtes Bildungs- und Betreuungsangebot in Südtirol für Kinder bis zu 14 Jahren. Ein Forderungskatalog wurde erarbeitet, der auch einen qualitätsvollen Ganzjahreskindergarten beinhaltet. Die Nachfrage steigt, und Eltern warten bereits im Januar auf Einschreibungen in die Sommerbetreuungsangebote.
Landesrat Philipp Achammer äußerte sich positiv zu verbesserten Vereinbarkeitsmodellen und einer möglichen Verlängerung des Kindergartenjahres. Die Diskussion müsse jedoch mit dem Kindergartenpersonal geführt werden, ohne deren Belastung zu vernachlässigen.
Handlungsbedarf
Im Koalitionsprogramm und im Gleichstellungsaktionsplan (aequitas) sind bereits Maßnahmen zur Verbesserung der Kinderbetreuung vorgesehen, darunter die Erarbeitung eines Konzepts für bedarfsorientierte Modelle der Begleitung und Betreuung von Kindern zwischen 0 und 6 Jahren.
Trotzdem sind die Öffnungszeiten der Kindergärten ein weiteres Hindernis. Das Trentino hat seit Herbst 2023 das Kindergartenangebot auf 11 Monate ausgeweitet, einschließlich Nachmittagsverlängerungen. Eine ähnliche Diskussion gab es auch in Südtirol.
Es ist an der Zeit, gemeinsam Lösungen zu finden, die den aktuellen Herausforderungen gerecht werden und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützen. Nur so können wir sicherstellen, dass Eltern die notwendige Unterstützung erhalten und Kinder bestmöglich betreut werden. Der erste Schritt ist eine Diskussion mit verschiedenen Partnern, um für alle die bestmögliche Lösung zu finden. Deshalb sehe ich die dringende Notwendigkeit, einen Arbeitstisch mit allen Beteiligten und Betroffenen einzurichten, um ergebnisoffen neue Wege zu finden, damit die ganzjährige Kinderbetreuung verbessert werden kann.