In immer mehr Gemeinden Südtirols mangelt es an Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren. Immer wieder wurde in den letzten Monaten in der Presse über lange Wartelisten in der Kleinkindbetreuung berichtet. Mütter, die an ihre Arbeitsstelle zurückkehren wollen, bekommen keinen Betreuungsplatz. In einigen Gemeinden gibt es noch immer keine Kleinkindbetreuungsplätze und Eltern müssen auf die Nachbargemeinden ausweichen.
Gründe für die langen Wartelisten sind zu wenige Betreuungsplätze und teilweise auch Personalmangel. Auffällig ist, dass seit der Anhebung des Kindergarteneintrittsalters die Wartelisten in den Kitas länger werden, während die Anzahl der Kindergartengruppen abnimmt. “Im Kindergartenjahr 2018/2019 gab es 800 Kindergartengruppen, im Kindergartenjahr 2021/2022 sind es nur noch 783. Die Zahl der Kindergartenkinder geht also zurück und das liegt nicht nur an den sinkenden Geburtenzahlen”, vermutet Maria Elisabeth Rieder. “Seit das Eintrittsalter in den Kindergarten heraufgesetzt wurde, bleiben die Kinder teilweise bis zum Alter von dreieinhalb Jahren in den Kindertagesstätten. Während die Zahl der Kindergartengruppen in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken ist, platzen viele Kitas und Kinderhorte aus allen Nähten, die Tagesmütter haben keine freien Plätze, vielerorts gibt es lange Wartelisten.”
“Die Folge ist: Junge Mütter können nicht in den Beruf zurückkehren, weil sie keinen Betreuungsplatz für ihr Kind bekommen. Das ist einerseits für die Eltern problematisch, weil es sich viele Mütter einfach nicht mehr leisten können, zu Hause bei ihren Kindern zu bleiben. Schwierig ist die Situation andererseits auch für die Wirtschaft, die dringend Arbeitskräfte braucht, sagt auch Sabine Mahlknecht, Gemeinderätin des Team K in Brixen.
Seit Maria Elisabeth Rieder m Südtiroler Landtag sitzt, setzt sie sich für die Verbesserung der Kleinkindbetreuung ein und kann dazu folgendes sagen: “Ich setze mich hartnäckig dafür ein, dass jede Familie, die einen Kleinkindbetreuungsplatz braucht, diesen auch bekommt. Was die langen Wartelisten betrifft, müssen die Gemeinden jährlich den Bedarf an Betreuungsplätzen erheben und das Angebot entsprechend anpassen. Zu überlegen wäre auch, den Kindergarteneintritt zweimal im Jahr zu ermöglichen. So könnten Kinder, die das dritte Lebensjahr vollenden, in den Kindergarten aufgenommen werden und es würden Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren frei. Dies setzt allerdings eine gewisse Flexibilität voraus.”
In die gleiche Kerbe schlägt Sabine Mahlknecht. Sie hat kürzlich eine Anfrage zum Thema Kleinkindbetreuung an die zuständige Stadträtin gerichtet. Die Antwort zeigt, dass auch in Brixen Betreuungsplätze für Kleinkinder fehlen. “Zahlreiche Rückmeldungen zeigen, dass die Anzahl der Betreuungsplätze für Kleinkinder nicht ausreicht — ein Blick auf die Wartelisten bestätigt dies, Planbarkeit ist nicht gegeben, zu viele sind auf der Suche nach einem Betreuungsplatz. Eine zukunftsorientierte Familienpolitik, die sich echte Chancengleichheit auf die Fahnen schreibt, würde eine Betreuungsplatzgarantie für Kleinkinder vorsehen”.“Es wird viel über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gesprochen, eine Grundvoraussetzung dafür ist eine funktionierende Kinderbetreuung. Nur wenn ausreichend Betreuungsangebote vorhanden sind, haben Familien Wahlfreiheit. Fehlende Betreuungsangebote zwingen Eltern (meist die Mütter) zu Teilzeitarbeit oder zur Aufgabe des Arbeitsplatzes. Für die Kinderbetreuung braucht es daher ein Gesamtkonzept, das junge Eltern unterstützt und Wahlfreiheit garantiert”, sind sich Maria Elisabeth Rieder und Sabine Mahlknecht einig.