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Mehr Wert­schät­zung gewünscht 

Doro­thea Kurz ist Kin­der­kran­ken­pfle­ge­rin im Kran­ken­haus Schland­ers. Vor einem Jahr führ­te sie eine Umfra­ge im gesam­ten Sani­täts­be­trieb durch. Befragt wur­de das gesam­te nicht­ärzt­li­che Per­so­nal des Sani­täts­be­trie­bes. Das Ergeb­nis der Befra­gung hat sie der obers­ten Lei­tung des Sani­täts­be­trie­bes zur Ver­fü­gung gestellt und auch ver­öf­fent­licht. Das Ergeb­nis der Umfra­ge zeigt, dass man­geln­de Wert­schät­zung nach wie vor an ers­ter Stel­le steht. Das Team K hat  im Land­tag in den letz­ten fünf Jah­ren  immer wie­der ver­langt, den Mitarbeiter:innen im Gesund­heits­we­sen höhe­re Löh­ne zu zah­len und Wert­schät­zung ent­ge­gen­zu­brin­gen, nur so kann die öffent­li­che Gesund­heits­be­treu­ung für alle auf­recht­erhal­ten wer­den. Geän­dert hat sich bis heu­te wenig. 

Doro­thea Kurz fasst die offe­nen Ant­wor­ten der Umfra­ge wie folgt zusam­men: „Wenn “Aus­hilfs­ärz­te” an einem Wochen­en­de mehr ver­die­nen als eine Fach­kraft im gan­zen Monat, dann spre­chen wir hier bereits von einer Zwei-Klas­sen-Behand­lung zwi­schen ärzt­li­chem und nicht­ärzt­li­chem Per­so­nal. Die Auf­wer­tung der Pfle­ge­be­ru­fe ist bis heu­te nur ein Ver­spre­chen.  Zur Ver­bes­se­rung des Arbeits­kli­mas trägt das alles nicht bei. Zudem for­dern die Mitarbeiter:innen mehr Ein­be­zie­hung in Ent­schei­dungs­pro­zes­se, bes­se­re Kom­mu­ni­ka­ti­on, Trans­pa­renz und Ver­trau­en sei­tens der Ver­wal­tung. Sie füh­len sich oft über­for­dert, ver­nach­läs­sigt und aus­ge­nutzt, wäh­rend ihre Anlie­gen wenig Beach­tung fin­den. Es fehlt die Unter­stüt­zung durch den Berufs­ver­band, mehr Unter­stüt­zung von ande­ren Stel­len wäre hilf­reich und drin­gend not­wen­dig. Es braucht die För­de­rung eines wert­schät­zen­den und respekt­vol­len Umgangs mit­ein­an­der, auch Kri­tik muss Platz haben“.

Dies sind jedoch nicht die ein­zi­gen Kri­tik­punk­te, die im Rah­men der Befra­gung zu Tage tra­ten. Es wur­de dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die Gesund­heits­be­ru­fe attrak­ti­ver gestal­tet wer­den müs­sen. Dazu gehö­ren fle­xi­ble­re Dienst­plä­ne, mehr Unter­stüt­zung für pen­deln­de Mit­ar­bei­te­rIn­nen, eine Erhö­hung der Erho­lungs- bzw. Urlaubs­ta­ge, bes­se­re Ver­gü­tung von Über­stun­den, Hono­rie­rung von spe­zi­el­len Belas­tun­gen wie Fei­er­tags- und Nacht­schicht­ar­beit. Eine Über­ar­bei­tung der Bereit­schafts­dienst­re­ge­lung und ein ver­stärk­ter Schutz vor Gewalt am Arbeits­platz sind wei­te­re Anlie­gen der Beschäf­tig­ten im Süd­ti­ro­ler Gesundheitswesen.

Die Mitarbeiter:innen füh­len sich oft über­for­dert und manch­mal sogar aus­ge­nutzt, weil mit weni­ger Per­so­nal immer mehr geleis­tet wer­den muss. Die Belas­tung und die Ver­ant­wor­tung stei­gen, aber die Sor­ge des Per­so­nals, nicht mehr sicher arbei­ten zu kön­nen oder die Angst, Feh­ler zu machen, wird kaum gehört. Eini­ges davon ist auf die Zen­tra­li­sie­rung der letz­ten Jah­re zurück­zu­füh­ren. Kei­ner fühlt sich zustän­dig, jeder ver­weist auf den ande­ren, um an die not­wen­di­gen Infor­ma­tio­nen zu kom­men. Gera­de die Peri­phe­rie lei­det unter der Zen­tra­li­sie­rung, die klei­nen Kran­ken­häu­ser wer­den aus­ge­höhlt, vie­les wird schön gere­det, was längst nicht mehr schön ist. Bet­ten wer­den abge­baut, Abtei­lun­gen zusam­men­ge­legt, sogar Abtei­lun­gen geschlos­sen, Per­so­nal abge­baut, ohne gro­ßen Auf­schrei, Schritt für Schritt.

Ein gro­ßes  The­ma sind auch die Wett­be­wer­be, es dau­ert viel zu lan­ge, bis die inter­es­sier­ten Leu­te eine fixe Stel­le erhal­ten, oft ver­ge­hen Jah­re, bis ein Wett­be­werb aus­ge­schrie­ben wird. Das macht unsi­cher, unzu­frie­den und ärger­lich. Rück­mel­dun­gen zum Aus­gang eines Wett­be­werbs für die Teilnehmer:innen, müs­sen eine Selbst­ver­ständ­lich­keit sein. Wenn man nur über Drit­te erfährt, wie es gelau­fen ist, fühlt man sich über­gan­gen und auch unge­recht behandelt. 

Doro­thea Kurz und Maria Eli­sa­beth Rie­der for­dern den zustän­di­gen Lan­des­rat Kom­patscher und die Spit­ze des Sani­täts­be­trie­bes auf, die Ergeb­nis­se der Umfra­ge ernst zu neh­men und auf die Vor­schlä­ge und Rück­mel­dun­gen der Mitarbeiter:innen zu reagie­ren und damit wei­te­re Kün­di­gun­gen zu verhindern.

Die Land­tags­ab­ge­ord­ne­te Maria Eli­sa­beth Rie­der, die vor ihrem Ein­zug in den Land­tag 32 Jah­re lang im Kran­ken­haus Bru­neck gear­bei­tet hat, ist wei­ter­hin im engen Aus­tausch mit vie­len Mitarbeiter:innen des Süd­ti­ro­ler Sani­täts­be­trie­bes. Immer wie­der hat sie in den ver­gan­ge­nen Jah­ren kon­kre­te Vor­schlä­ge in den Land­tag ein­ge­bracht und mehr­fach die Erneue­rung des Bereichs­ver­tra­ges der Sani­tät  ver­langt. Erst kürz­lich wur­de der  Antrag des Team K auf Ein­füh­rung eines Aus­bil­dungs­bei­tra­ges für Gesund­heits- und Pfle­ge­be­ru­fe in Süd­ti­rol mehr­heit­lich abge­lehnt.  “Bei uns lässt man fähi­ge Leu­te ein­fach gehen. Immer wie­der berich­ten Mitarbeiter:innen, dass ihre Anlie­gen, Vor­schlä­ge und Kri­tik­punk­te nicht gehört wer­den. Vie­le von ihnen sind frus­triert, ent­täuscht und müde und so bleibt oft nur  die Kün­di­gung als letz­ter Aus­weg. Wir müs­sen zual­ler­erst auf unse­re Mitarbeiter:innen ach­ten, die heu­te tag­täg­lich, trotz wid­ri­ger Umstän­de, das Bes­te geben, um die Gesund­heits­be­treu­ung unse­rer Men­schen zu garan­tie­ren”, sagt Maria Eli­sa­beth Rie­der abschließend.

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