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Viel Geld, aber…

Kurz vor Weih­nach­ten wird im Süd­ti­ro­ler Land­tag der Lan­des­haus­halt für das Jahr 2023 behan­delt. Was wie ein Geschenk unter dem Christ­baum erscheint, ist es nicht für alle. Die­ser Haus­halts­vor­anschlag kann von der stärks­ten Oppo­si­ti­ons­par­tei, dem Team K, nur als „kraft­los, mut­los und ohne Visi­on“ bezeich­net werden. 

Rund 6,7 Mil­li­ar­den Euro ste­hen dem Land Süd­ti­rol für das Jahr 2023 zur Ver­fü­gung. Was die Lan­des­re­gie­rung ger­ne als ihr “Weih­nachts­ge­schenk” ver­kauft möch­te, ist in der Tat der Kuchen, der sich aus den Steu­ern der flei­ßi­gen Süd­ti­ro­ler  und Süd­ti­ro­le­rin­nen,  unse­rer Betrie­be und deren Mit­ar­bei­tern zusam­men­setzt, der hier ver­teilt wird.  Bei genaue­rer Ana­ly­se stellt sich her­aus, dass der größ­te Lan­des­haus­halt in der Geschich­te Süd­ti­rols, weder inno­va­tiv oder gar nach­hal­tig ist, und für vie­le Men­schen und Unter­neh­men im Lan­de nicht wirk­lich was übrig hat.

In sei­nem Bei­trag spricht Paul Köl­len­sper­ger vor­ran­gig grund­sätz­li­che, poli­ti­sche Stand­punk­te an, in dem er her­vor­hebt, dass „die­se Par­tei, die SVP, viel mehr die Par­tei des Franz Locher als jene des <grü­nen> Arno Kom­patscher sei“. Und zwar: „Eine kon­ser­va­ti­ve, boden­stän­di­ge Par­tei, die wenig mit der Nach­hal­tig­keit am Hut hat, und lei­der immer mehr Ver­bands­ver­tre­tung und immer weni­ger Volks­par­tei. Die knall­har­te Inter­es­sen­ver­tre­tung lässt sich im Haus­halt oder im Tages­ge­schäft der Lan­des­re­gie­rung leicht erken­nen. Und so erhält die pri­va­te Tier­ser Seil­bahn, deren Bau­ver­ge­hen gera­de aben­teu­er­lich saniert wor­den sind, mehr För­der­geld als man der gesam­ten Indus­trie an Ent­las­tung durch eine längst fäl­li­ge Steu­er­re­du­zie­rung bei der IRAP zuge­ste­hen möch­te.” Auf die Fra­ge, was die bei­den Regie­run­gen Kom­patscher in den letz­ten 9 Jah­ren wirk­lich an Reform oder Nach­hal­ti­gem geleis­tet hät­ten, fal­le ihm nichts ein, so Köl­len­sper­ger, der in sei­ner Rede auch auf die Digi­ta­li­sie­rung und die Büro­kra­tie ein­ging. “Geset­ze, wel­che Büro­kra­tie ver­ur­sa­chen, wer­den von der Ver­wal­tung für die Ver­wal­tung geschrie­ben. Mit der Digi­ta­li­sie­rung ver­hält es sich ähn­lich.“ Vor allem for­dert Köl­len­sper­ger, dass „für jedes neue Gesetz ein altes abge­schafft wer­den muss!” 

In die glei­che Ker­be schlägt auch Dr. Franz Plo­ner in sei­ner Rede zum Haus­halt. Als ein “Annus Hor­ri­bi­lis” bezeich­net er das fast abge­lau­fe­ne Jahr, das von den Pole­mi­ken um die SVP-inter­nen Pro­ble­me beherrscht wur­de und somit allen gescha­det hat: “Vie­le Fami­li­en, Kin­der und Jugend­li­che, Bür­ger und Bür­ge­rin­nen, die kei­ne Lob­by hin­ter sich haben, blei­ben auf der Stre­cke und haben so auch das Ver­trau­en in die Poli­tik ver­lo­ren”. Vor allem bemän­gelt Dr. Franz Plo­ner aber die Tat­sa­che, dass Wohn­bau, Sozia­les, öffent­li­che Bediens­te­te, Jugend, nach­hal­ti­ge Öko­lo­gie, Denk­mal­pfle­ge und Inves­ti­tio­nen in Wis­sen­schaft und Kul­tur unter­fi­nan­ziert sind. Zudem wer­den für das Süd­ti­ro­ler Gesund­heits­we­sen zwar „1,5 Mil­li­ar­den Euro zur Ver­fü­gung ste­hen, die­se öffent­li­chen Mit­tel jedoch nichts über ihre Qua­li­tät aus­sa­gen, im Gegen­teil. Es feh­len die Wert­schät­zung, das Zuhö­ren, das Hin­ein­hö­ren.“

„Wenn ich auf die­ses Jahr zurück­bli­cke, dann zieht sich etwas durch wie ein roter Faden, näm­lich das lan­ge War­ten“, mit die­sem Satz eröff­net Maria Eli­sa­beth Rie­der ihre Rede zur Gene­ral­de­bat­te. Das lan­ge War­ten der Men­schen, die mit viel Mühe ein Haus bau­en oder eine Woh­nung kau­fen, das lan­ge War­ten auf eine Pfle­ge­ein­stu­fung, end­lo­ses War­ten der öffent­lich Bediens­te­ten auf Lohn­er­hö­hun­gen, die War­te­zei­ten in den Kran­ken­häu­sern, das War­ten auf Lohn­er­hö­hun­gen für die Klein­kind­be­treu­ung, das lan­ge War­ten auf eine Gleich­stel­lung der Geschlech­ter, aber zu guter Letzt das lan­ge War­ten des Mit­tel­stan­des vom rei­nen Zah­ler zur gerech­ten Auf- und Umver­tei­lung der Gel­der. “Die Men­schen erwar­ten sich Lösun­gen”,  so Maria Eli­sa­beth Rie­der in ihrer emo­tio­na­len Rede, “des­halb for­de­re ich die Lan­des­re­gie­rung auf, ihre Ver­ant­wor­tung wahr­zu­neh­men, sich um die Pro­ble­me der Men­schen zu küm­mern, damit das lan­ge War­ten end­lich ein Ende findet.”

Auf die unge­rech­te Ver­tei­lung der Zuwen­dun­gen des Lan­des­haus­hal­tes und auf die feh­len­de Effi­zi­enz bei Aus­ga­ben und Inves­ti­tio­nen eines Rekord­haus­hal­tes geht Alex Plo­ner in sei­ner Rede ein. “Oft höre ich <Für alles habt ihr Geld, aber dafür nicht> und da kann ich nur zustim­men, denn für ein auf­wen­di­ges Nach­hal­tig­keits­fes­ti­val gibt es 2,3 Mil­lio­nen, aber für ein zwei­tes Paar ortho­pä­di­sche Schu­he für Men­schen mit Geh­be­hin­de­run­gen reicht der Lan­des­haus­halt nicht”, pran­gert Alex Plo­ner an. “Eben­so sieht der Lan­des­haus­halt für 2023 und die nächs­ten Jah­re vie­le Mit­tel für Groß­pro­jek­te im Stra­ßen- und Eisen­bahn­bau, für Gro­ße­vents wie die Olym­pi­schen Spie­le vor, aber für Kul­tur, für Bil­dung, für Ehren­amt, für Bar­rie­re­frei­heit gibt es meist nur Ver­spre­chen, schö­ne Wor­te, sogar Schul­ter­klop­fen, aber wenig wirk­lich star­ke poli­ti­sche Taten oder zu wenig Geld­mit­tel”, stellt Alex Plo­ner fest.

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